3. 19. Jahrhundert
3.1.1.
Die Universität Ingolstadt wurde unter Kurfürst Max IV. Joseph 1800 nach Landshut verlegt. Einerseits hatte sich Ingolstadt in seiner doppelten Eigenschaft als Universitätsstadt und Landesfestung hatte während der Koalitionskriege als denkbar ungünstiger Standort herausgestellt. Zum anderen wollte der neue Landesherr mit seiner Handlung einen Schlußstrich unter der bisweilen reaktionären Politik seines Vorgängers ziehen.
Schreiben, Papier, 1 Doppelblatt, 33,5 x 21,5 cm
Universitätsarchiv, B-VI-3
3.1.2.
1802 dekretierte der Kurfürst die Permanenz (also den dauerhaften Verbleib) der Universität in Landshut. Gleichzeitig erhielt die bisher schlicht „Universität Ingolstadt“ bezeichnete Hohe Schule einen neuen Namen: „Ludwig-Maximilians-Universität“ – nach dem Stifter Herzog Ludwig dem Reichen und nach dem Reorganisator Kurfürst Max IV. Joseph, der auch der Universität Würzburg seinen Namen lieh.
Gedrucktes Rundschreiben, 1 Doppelblatt, 36 x 22,5 cm, [Landshut bei Krüll] 1802
Universitätsarchiv, B-VI-3
3.1.3.
Mit der Installation der Universität an ihrem neuen Standort begann eine glänzende, vom Übergang der Aufklärung zur Romantik geprägte Epoche. Die mit dem Neuanfang verbundenen hochgestimmten Gefühle sollten dem Kurfürsten in einem „Akademischen Dankfest“ ebenso vermittelt werden wie in der programmatischen Predigt des von der alten Regierung als Aufklärer verfolgten Ästhetikers Prof. Georg Alois Dietl.
Druck: Akademisches Dankfest auf der baierischen Ludwigs-Maximilians-Universität zu Landshut gefeiert den 4, 5, 6, 7, Sommermonats 1802, Landshut bei Krüll 1802, 104 S.;
Georg Alois Dietl, Rede, als die churfürstl. Universität zu Landshut die ehemalige Dominikanerkirche in Besitz nahm, und daselbst den ersten akademischen Gottesdienst hielt, Landshut bei Krüll 1802, 40 S.
Universitätsarchiv, M-I-710(1–2
3.2.1.
Aus Anlaß der Verlegung der Universität von Landshut nach München – dahingehende Verlegungspläne waren seit 1764 virulent – stiftete König Ludwig I. 1826 der Ludovico-Maximilianea eine neue Rektorkette. Dieser gilt nach dem Wort des Historikers Prof. Michael Doeberl als der „zweite Gründer“ der Universität München. Ein mit jener Rektorkette vergleichbares, jedoch nicht erhaltenes Ehrenzeichen existierte bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts.
Rektorkette Gold massiv, 91,5 cm lang, 2,2 cm breit
Medaille Gold massiv, 4,8 cm Durchmesser
Avers König Ludwig I. „LVDOVICVS BAVARIAE REX“ von Johann Baptist Stiglmayer; Revers Pallas Athene „VNIVERSITAS LVDOVICO MAXIMILIANEA MDCCCXXVI“ von Joseph Losch
Universität München
3.2.2.
König Ludwig I. verstand sich einerseits als großer Förderer der Künste – worauf zweifellos der Akzent zu setzen ist – und der Wissenschaften, beanspruchte dafür aber andererseits ausgedehnteste Hoheitsrechte. Hierunter fiel auch die vom ihm während der 1848er Revolution am 9. Februar per Handbillet an den Kultusminister verfügte Schließung der Universität bis zum Wintersemester 1848/49, was sich allerdings so nicht durchhalten ließ.
Schreiben, Papier, 1 Doppelblatt, 21,5 x 17 cm
Universitätsarchiv, Kustodie
3.3.1.
König Maximilian II. war ein besonderer Freund der Wissenschaften, insbesondere der Geschichte. Um seinem Wissenschaftsverständnis Ausdruck zu verleihen, stiftete er 1858 der Universität München einen Pokal mit den vier „Meistern der altehrwürdigen Fakultäten“. Ebenfalls 1858 wurde die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gegründet, im Vorjahr das Historische Seminar an der Ludovico-Maximilianea – jeweils auf königliche Veranlassung.
Prunkpokal Silber getrieben, mit Deckel 56 cm hoch, maximaler Durchmesser 16 cm
Zuoberst Bayerischer Löwe
Widmungsinschrift „In der Wissenschaft erkenne Ich eine Leuchte der Menschheit und eine kräftige Säule der Wohlfahrt der Staaten. München den 28. Dezember 1858 Maximilian“
Fensterumrahmte Magister in Halbfigur „Theologia“, Iurisprudentia“, „Medicina“ und „Philosophia“
Zuunterst drei Spruchbänder mit Trinkversen
Universitätsarchiv, Kustodie
3.3.2.
1858 stiftete König Maximilian II. der Universität München einen Pokal. Die gleichzeitig mit dem Pokal überreichte Schenkungsurkunde nimmt eigens auf die vier Fakultäten Bezug, die zwar nach verschiedenen Richtungen gewandt, aber unter dem Dach der universitas litterarum vereint sind. In ähnlicher Weise lag Maximilian II. die schrittweise Vereinigung der getrennten christlichen Konfessionen am Herzen.
Urkunde, deutsch, Pergamentlibell in rotem Samteinband, 4 Blätter, 42 x 29,5 cm, mit Papiersiegel
Universitätsarchiv, D-XX-4
3.4.
Aus Anlaß der 700-Jahr-Feier der Regierung des Hauses Wittelsbach in Bayern 1880 hielt der Philosoph und Philologe Prof. Karl Prantl in der Aula der Universität eine Festansprache zum Thema dieser Ausstellung. Seine Ausführungen sind hier ebenso pointiert liberal und antiultramontan gefärbt vorgetragen wie in seiner „Geschichte Ludwig-Maximilians-Universität in Ingolstadt, Landshut, München“ von 1872; Hauptzielscheibe der Angriffe Prantls sind der Jesuitenorden.
Druck: Karl Prantl, Das Wittelsbach’sche Regenten-Haus und die Ludwig-Maximilians-Universität, München bei Wolf 1880, 16 S.
Universitätsarchiv, M-II-15(3
3.5.1.
Im Studienjahr 1871/72 feierte die Universität München ihr 400jähriges Bestehen – das erste Jubiläum einer Hochschule im neuen Deutschen Reich. In dieser patriotischen Emphase war es von besonderer Bedeutung, welcher Professor von seinen Kollegen zum Jubiläumsrektor gewählt werden würde. Die von König Ludwig II. bestätigte Wahl fiel mit überwältigender Mehrheit auf den Kirchenhistoriker Prof. Ignaz von Döllinger.
Schreiben, Papier, 1 Doppelblatt, 33,5 x 20,5 cm
Universitätsarchiv, D-II-11
3.5.2.
Ignaz von Döllinger war infolge seines Widerstandes gegen das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit 1871 vom Münchener Erzbischof exkommuniziert worden. Seine Wahl zum Jubiläumsrektor glich daher einer Demonstration. Döllinger leitete mit großem Geschick und äußerst beredt die Feierlichkeiten im Sommer 1872. Ludwig II., ließ ihm deshalb ein anerkennendes Handschreiben zukommen. Der Monarch erblickte in Döllinger seinen Hofbischof nach französischem Vorbild, „seinen Bossuet“.
Schreiben, Papier, 1 Doppelblatt, 24 x 20 cm
Universitätsarchiv, D-X-15, Bd. 1
3.5.3.
Einer Anregung Ignaz von Döllingers folgend, stiftete König Ludwig II. 1873 ein nach ihm benanntes Stipendium zur Förderung des Studiums der Geschichte an der Universität München. Während Döllinger Themen aus der bayerischen Geschichte behandelt sehen wollte, wünschte sich der damalige Kultusminister Johann von Lutz vornehmlich solche aus der deutschen Geschichte – direkter Beleg für das Gewicht der Reichsidee im Umfeld des Universitätsjubiläums.
Schreiben, Papier, 1 Doppelblatt, 33,5 x 20,5 cm
Universitätsarchiv, I-II-39